Dagmar Comtesse (Frankfurt): Expertokratie und Populismus

16. Mai 2021, 18 Uhr, Zoom: https://us06web.zoom.us/j/82067020070

Expertokratie und Populismus

Dagmar Comtesse (Frankfurt)

Die Infragestellung wissenschaftlicher Expertise und Darstellungen in den öffentlich-rechtlichen Medien zeichnet den Rechtspopulismus aus. In der Pandemie hat sich eine Bewegung der Corona-Politikgegner herausgebildet, die ebenfalls virologische Experten und Darstellungen in den Medien in Frage stellt. Ausgehend von dem Befund einer populistischen Elitenkritik, die sich explizit gegen wissenschaftliche Experten richtet, soll ein Blick auf die Tradition der ‚gouvernementalen Expertokratie‘ geworfen werden, die sich, folgt man den Analysen Foucaults, seit der Aufklärung entwickelt hat. Der ‚gouvernementalen‘ Tradition kann man eine ‚populistische Expertokratie‘ gegenüberstellen, die sich vor allem in der vorrevolutionären französischen Aufklärung formiert hat, sich in allen Konstellationen einer von und mit Experten geführten Elitenkritik aktualisiert und auch in der Fridays for Future-Bewegung sichtbar wird. Aus einer radikaldemokratischen Perspektive gesehen, verdecken beide expertokratische Traditionen die Kontingenz politischer Ordnungen und Entscheidungen durch den jeweils artikulierten Wahrheitsanspruch. Statt den Wahrheitsanspruch der Wissenschaften gegen den Rechtspopulismus zu verteidigen, ergibt sich aus der radikaldemokratischen Perspektive die Strategieempfehlung, die jeweiligen Experten machtanalytisch zu verorten.

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